Ökonom Guy Standing in Linz (29.10.) und Wien (30.10.)
Vorträge zum Prekariat, der weltweit anwachsenden „explosiven Klasse“, und zu Wegen einer neuen progressiven Politik.
Am 29. und 30.10. hält der international renommierte Ökonom und Grundeinkommens-Vordenker Prof. Guy Standing unter dem Titel „The Precariat: Towards a New Progressive Politics“ Vorträge in Linz und Wien. Im Zentrum steht die Frage nach den Eckpunkten einer neuen progressiven Politik, wie sie das Anwachsen eines globalen Prekariats erforderlich macht. Welche Rolle dabei das Bedingungslose Grundeinkommen spielt, erklärt Standing, der in den letzten Jahren ein viel beachtetes Grundeinkommens-Projekt in Indien wissenschaftlich begleitet hat. 2015 ist auf Deutsch der Band „Prekariat Die Neue Explosive Klasse“ von Standing erscheinen.
Termine
Linz: Donnerstag 29. Oktober 2015; 19 bis 21 Uhr, Linz, Wissensturm; Veranstaltungssaal E.09, Kärntnerstraße 26, 4020 Linz
Wien: Freitag, 30. Oktober 2015; 18:30 bis 20 Uhr, Neues Institutsgebäude (NIG), Universitätsstraße 7, HS II, 1010 Wien
Vortrag in englischer Sprache, Diskussion auf Deutsch und Englisch.
Inhalte
Wir leben inmitten einer globalen Veränderung, der schmerzhaften Konstruktion eines globalen Marktes, die durch neoliberale Ökonomie und ihre Ideologie bestimmt wird. Das Resultat ist der komplette Zusammenbruch des Einkommenssystems des 20. Jahrhunderts. Viele Arten der Ungleichheit haben zugenommen und historisch neue globale Klassenverhältnisse sind entstanden. Ein Teil ist das Prekariat, eine im Entstehen begriffene Klasse, die aus Millionen von Menschen besteht, die an chronischer Unsicherheit leiden. Durch seine besondere Stellung zur Produktion, zum Einkommenssystem und zum Staat mangelt es dem Prekariat an zivilen, kulturellen, sozialen, politischen und ökonomischen Rechten. Mit Bezug auf seine letzten Publikationen (The Precariat – The New Dangerous Class; A Precariat Charter: From Denizens to Citizens) wird der Vortrag die Gefahren, insbesondere die Möglichkeit eines neofaschistischen Populismus thematisieren, aber ebenso die Perspektive einer neuen progressiven Politik aufzeigen. Ein wesentlicher Aspekt der Erneuerung der Aufklärung für das 21. Jahrhundert muss das Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen sein.
Person
Guy Standing ist Professor am SOAS – Development Studies, der University von London und war Professor für Economic Security an der University of Bath, Professor für Labour Economics an der Monash University, Melbourne, sowie Director der ILO Socio-Economic Security Programme (1999-2006) und Director der ILO Labour Market Policies Branch. https://en.wikipedia.org/wiki/Guy_Standing_(economist) – http://www.guystanding.com
Während der letzten vier Jahre hat Guy Standing an einem Grundeinkommensprojekt in Indien in Zusammenarbeit mit SEWA, einer Gewerkschaft für informell beschäftigte Frauen, mitgearbeitet. Über dieses Projekt informiert das Buch: S.Davala, R.Jhabvala, S.Mehta and G.Standing, Basic Income: A Transformative Policy for India (New Delhi and London, Bloomsbury, 2015).
Publikationen
Seine letzten Publikationen: A Precariat Charter: From Denizens to Citizens (Bloomsbury, 2014), The Precariat: The New Dangerous Class (Bloomsbury, 2011; second edition, 2014), Social Income and Insecurity in Gujarat (Routledge, 2010), Work after Globalization: Building Occupational Citizenship (Elgar, 2009). Sein Buch Precariat: The New Dangerous Class wurde in 14 Sprachen übersetzt, dieses Jahr ist es auf Deutsch beim Unrast Verlag unter dem Titel Prekariat Die Neue Explosive Klasse erscheinen.
Eine Veranstaltung des Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt – B.I.E.N. Austria in Kooperation mit Volkshochschule Linz, Johannes Kepler Universität Linz, Arbeiterkammer OÖ bzw. Institut für Wissenschaft und Kunst – IWK, Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien, Gruppe Grundrisse.
Dem Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt – B.I.E.N. Austria gehören Personen aus den Bereichen Wissenschaft, Bildung und soziale Initiativen an. Es wurde 2002 gegründet und ist Teil des weltweiten Netzwerkes B.I.E.N. (Basic Income Earth Network).