Arbeitsmarktgipfel stellt falsche Fragen: Arbeitslosigkeit ist nicht das Problem – Grundeinkommen als Antwort

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Klaus Sambor
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Arbeitsmarktgipfel stellt falsche Fragen: Nicht Arbeitslosigkeit, sondern Einkommenslosigkeit ist das Problem – Grundeinkommen als Antwort

„Der Arbeitsmarktgipfel findet nicht nur hinter verschlossenen Türen, sondern auch mit verschlossenen Augen statt,“ so Klaus Sambor vom Runden Tisch – Grundeinkommen. Arbeitslosigkeit sei das Ergebnis einer Erfolgsgeschichte: Der Kapitalismus hat die Produktivität in davor ungekanntem Ausmaß erhöht.

500.000 Erwerbseinkommenslose

Die Politik hätte diese potentiell positive Veränderung verschlafen. „Wir müssen endlich begreifen, dass nicht die Arbeitslosigkeit, sondern die Einkommenslosigkeit von bald 500.000 in Österreich lebenden Menschen das eigentliche Problem ist,“ so Klaus Sambor, der sich seit Jahren für ein Recht auf Einkommen stark macht: „Das bedingungslose Grundeinkommen ist die passende politische Antwort des 21. Jahrhunderts auf die ökonomische Entwicklung des 20. Jahrhunderts.“

Schritte zum Grundeinkommen

Ein konkreter Schritt Richtung Grundeinkommen könnte der Ausbau der Bildungskarenz zu einem bedingungslosen Sabbatical für alle sein. Eine weitere Entlastung des Arbeitsmarktes würde die Senkung des Pensionsantrittsalters bringen. Dazu könnte die bestehende Mindestpension (Ausgleichszulage) zu einem bedingungslosen Altersgrundeinkommen für alle ausgebaut werden. Diese und weitere Schritte, würden in Grundeinkommens-Kreisen derzeit diskutiert, so Sambor. Außerdem spreche sich der Runde Tisch – Grundeinkommen für die Abschaffung der Bezugssperren des Arbeitslosengeldes aus, wie dies schon lange von Erwerbsloseninitiativen gefordert wird.

 

Umverteilungsgipfel statt Wachstumsgipfel

„Selbstverständlich können wir uns das leisten,“ stellt Sambor mit Bezug auf die seit der Finanzkrise von 2008 stärker wachsenden Unternehmens- und Vermögenseinkommen klar. „Es ist lächerlich, angesichts der andauernden Überproduktionskrise und der ökologischen Herausforderungen weiterhin stur mehr Wachstum zu fordern und mehr Arbeitsplätze zu versprechen, anstatt Vermögen, Einkommen und Arbeit radikal umzuverteilen.“

Guy Standing in Wien: Grundeinkommen für das globale Prekariat

Rechtzeitig zum Arbeitsmarktgipfel ist der international renommierte Ökonom und Grundeinkommens-Vordenker Prof. Guy Standing am 30. Oktober in Wien zu Gast und spricht über die Eckpunkte einer neuen progressiven Politik, wie sie das Anwachsen eines globalen Prekariats erforderlich macht.

Wien: Freitag, 30. Oktober 2015; 18:30 bis 20 Uhr, Neues Institutsgebäude (NIG), Universitätsstraße 7, HS II, 1010 Wien
Vortrag in englischer Sprache, Diskussion auf Deutsch und Englisch.